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Möwe

Mit dem Rücken an der Heizung

und frieren tust du doch.

Das Gesparte, ein paar Sachen-

nur raus aus diesem Loch.

Die Tür wird leis’  verschlossen.

Kommt dir vor wie ein Riesenschritt.

Du läufst die ersten Meter,

pfeifst das Pflastertreterlied.

Du läufst runter zu der Brücke,

wo die Tanker immer liegen.

Wie oft hast du dir schon vorgestellt,

einfach so mal mitzuziehen !

 

Da war dieser Junge,

dessen Vater hat so einen Kahn.

Der hat dir dann versprochen,

dass er dich wohl mitnehmen kann.

Die Nacht lang hat er dir erzählt

von Bremerhaven, Rotterdam, du,

da ist dir klar geworden,

dass es das nur bringen kann !

Sind eine ganze Reihe Kähne,

die alle vor der Schleuse stehen;

nur der Junge und sein Kahn

sind nicht mehr zu sehen.

 

Mit dem Rücken an dem Pfeiler,

Tränen im Gesicht.

Wie konnten die bloß losfahren ?

Das Alles ohne mich !

Es hat zu nieseln angefangen,

und dein Pulli hält nichts ab.

Vielleicht in einem Monat-

dann haust du wirklich ab.

Zuhause angekommen

- Mutti sitzt vorm Fernseher -

du sagst ihr sowieso nichts.

Sie würde es eh nicht mehr verstehen.

 

Denn du willst die großen Städte kennenlernen.

- Wieder auf dem Rhein -

einmal nur die Möwe sein !

Der Text stammt aus einer Zeit, in der wir unsere spärlichste Anlage größtenteils noch auf Fahrrädern zu irgendeinem Jugendheim, Teestuben usw. geschoben haben. Jeweils ein Elternteil wurde dazu verdonnert, am Wochenende das Schlagzeug zu transportieren. Der Rest fand seinen Platz auf dem Gepäckträger. Das mag sich ganz romantisch anhören, war aber bei Regenwetter, der absolute Abturner.

 

 

Bei strömendem Regen jene Dame an der Schleuse gesehen und mich gefragt, was wohl gerade in ihr vorgeht....

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