
Ganz ohne Druck
Wie oft hörte ich solche Sätze: Meine Tochter, mein Sohn soll mal die Praxis, den Betrieb, die Kanzlei.... übernehmen. Der Wunsch an sich ist nur zu verständlich. Nur was ist, wenn es ganz „ anders “ kommt ? Wenn der Sprössling andere Neigungen hat ? Verständnis oder, wie im Fall dieses Textes, schlichtes Hineindrängen in die auch so gut vorgelebte und ausgetrampelte Laufbahn ? In dem Fall hier hat die junge Dame die Brocken hingeschmissen ! Sie hätte es schaffen können, klar, aber die Daumenschrauben schmerzten doch zu sehr !
Wie jeden Abend: Gleiches Publikum, kenn’ die meisten um mich rum.
Die Gesichter, ihre Fragen, kann das Labern nicht mehr haben.
Trinke Wein und rauch’ zuviel, weiß nicht mehr, was ich will.
Wieder das Gefühl: Verlier’ nur Zeit !
Nichts ist passiert, und ich hab’s noch so weit.
Wie jeden Abend: Bücherberg, die Illusion, ein Studienplatz
und wer schafft das schon !
Den NC so gerade eben und Mutter sagt: „ Du wirst es überleben !
Vater hat’ s Dir vorgemacht. Der hat’s ja schließlich auch zu was gebracht.
Auf das Du uns auch nicht blamierst. Deine Brüder haben schließlich auch studiert.
Wie jeden Abend: In manchen Kneipen brennt noch Licht.
Du kennst ihre Namen, „ Sie “ kennen Dich nicht.
Drei, vier Bier so jede Nacht, nie groß drüber nachgedacht.
Trinken aus Verlegenheit, weil’s dazugehört so mit der Zeit.
Freier Fall oder Drahtseilakt, nur Dein Netz ist ausgehakt.
Wie jeden Abend: Langes Schweigen am Telefon.
Ich weiß, wie das ist, ich kenn’ das schon.
Die Gesichter, ihre Fragen,
kannst die Sprüche nicht mehr haben .
Jede Frage programmiert, jede Antwort kontrolliert.
Oft gefragt, welchen Sinn das macht.
Alles vorbei und dann doch geschafft.
Ganz ohne Druck, ganz ohne Schrei
Alles hinter sich, aus und vorbei.
Nie den Notausgang spüren, den richtigen Dreh,
Schlüssel zum Schloss und dann einfach gehen.